LLM im Vergleich: ChatGPT vs. Claude

December 3, 2025

LLM im Vergleich: ChatGPT vs. Claude

In der öffentlichen Wahrnehmung wird das Thema Künstliche Intelligenz häufig mit einem Namen verbunden: ChatGPT. Doch in seinem Schatten entwickelt sich eine zweite Kraft, die nicht nur technisch, sondern auch ethisch Maßstäbe setzen will – Claude von Anthropic. Anders als viele andere KI-Systeme legt Claude seinen Fokus auf Sicherheit, Steuerbarkeit und eine möglichst menschenähnliche Kommunikation.

Was genau Claude von anderen Tools unterscheidet, was ihn besonders für den Business-Einsatz interessant macht und wie Unternehmen ihn sinnvoll in ihre Arbeitsabläufe integrieren können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Claude und Anthropic: Wer steckt dahinter?

Claude ist ein KI-Sprachmodell, das von dem US-Unternehmen Anthropic entwickelt wurde. Die Gründer – darunter mehrere ehemalige OpenAI-Mitarbeitende – verfolgten von Beginn an einen anderen Ansatz: Statt die leistungsfähigste KI um jeden Preis zu bauen, steht bei Claude der sogenannte Constitutional AI-Ansatz im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um eine Methode, die das Verhalten der KI nicht durch menschliches Feedback, sondern durch ein Regelwerk (eine „Verfassung“) steuert.

Anthropic verfolgt mit Claude das Ziel, ein Sprachmodell zu schaffen, das verlässlich, nachvollziehbar und ethisch vertretbar agiert – und sich gerade deshalb für sensible Einsatzbereiche wie Rechtsberatung, Compliance oder Bildung eignet.

Was macht Claude anders?

Während sich viele KI-Systeme über ihre Performance bei Benchmarks oder die Anzahl verarbeiteter Tokens definieren, geht Claude andere Wege. Die Architektur basiert wie bei ChatGPT auf Transformer-Modellen, aber die Ausrichtung ist klar auf Sicherheit, Klarheit und Kontrollierbarkeit fokussiert. Das zeigt sich in mehreren Aspekten:

  • Antwortverhalten: Claude tendiert dazu, vorsichtiger zu formulieren, wenn Informationen unsicher sind. Das kann gerade in juristischen oder medizinischen Kontexten ein entscheidender Vorteil sein.
  • Transparenz: Über das Constitutional AI-Konzept lässt sich nachvollziehen, warum das Modell in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise reagiert.
  • Trainingsmethodik: Anthropic verzichtet bewusst auf bestimmte Datensätze oder Verfahren, die bei anderen Anbietern problematisch sein könnten – etwa Reddit-Kommentare oder Social-Media-Inhalte mit toxischem Potenzial.

Gerade für Unternehmen, die hohe Anforderungen an Datenschutz, Qualitätssicherung und Revisionssicherheit stellen, ist Claude deshalb eine interessante Alternative.

    
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               
KriteriumClaude (Anthropic)ChatGPT (OpenAI)
ZielsetzungSicherheit, ethische Leitlinien, TransparenzLeistung, Vielseitigkeit
AntwortverhaltenVorsichtig, erklärendDirekt, effizient
TrainingKonstitutionelle KI, selektive DatengrundlageReinforcement Learning mit menschlichem Feedback (RLHF)
KontextverarbeitungBis zu 200.000 Tokens (Claude 3)Bis zu 128.000 Tokens (GPT-4 Turbo)
Umgang mit RisikenKlare Vermeidung sensibler ThemenTeilweise spekulativ
AnwendungsfälleRechtliches, Compliance, sensible DatenKreativität, Programmierung, alltägliche Aufgaben

Claude im praktischen Einsatz: Use Cases im Überblick

Claude eignet sich für ähnliche Anwendungsbereiche wie GPT-Modelle, zeigt aber in der Praxis oft ein anderes Verhalten. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über typische Einsatzfelder:

1. Kundenservice und Chatbots:
Claude kann mit seiner vorsichtigen und erklärenden Art besonders gut für dialogorientierte Anwendungen genutzt werden. Der Sprachstil wirkt weniger maschinell und eignet sich für sensible Kontexte, z. B. Versicherungen oder Behörden.

2. Dokumentenanalyse:
Das Modell kann große Textmengen strukturiert zusammenfassen und nach bestimmten Kriterien analysieren. Vor allem in rechtlichen oder regulatorischen Kontexten bietet Claude Vorteile, weil es Unsicherheiten oft klar kennzeichnet.

3. Code Review und Softwaredokumentation:
Auch wenn Claude nicht primär auf Programmierunterstützung ausgelegt ist, lassen sich Code-Snippets analysieren und dokumentieren. In der Softwareentwicklung kann es etwa helfen, API-Beschreibungen in verständliche Sprache zu überführen.

4. Kreatives Schreiben:
Texte wie Blogartikel, Newsletter oder Werbetexte lassen sich auch mit Claude generieren. Hier kommt es auf den Kontext und die gewünschte Stilistik an.

Claude 2, Claude 3 und die neuesten Entwicklungen

Das ursprüngliche Claude-Modell wurde bereits 2023 veröffentlicht. Seitdem hat Anthropic mehrere Versionen nachgelegt – etwa Claude 2 und zuletzt Claude 3, das im Frühjahr 2024 vorgestellt wurde. Die jeweils neuen Generationen zeichnen sich durch:

  • erweiterte Kontextfenster (Claude 3 verarbeitet bis zu 200.000 Tokens in einem Prompt),
  • schnellere Antwortzeiten,
  • bessere Multilingualität,
  • und ein optimiertes Feedbackverhalten aus.

Diese Verbesserungen machen Claude insbesondere für professionelle Nutzerinnen und Nutzer attraktiv, die komplexe Dokumente, große Datenmengen oder mehrsprachige Inhalte verarbeiten müssen. Gerade im Bereich LegalTech und MedTech ist das relevant – hier punktet Claude mit seiner Fähigkeit, auf formale Sprache und Unsicherheiten sensibel zu reagieren.

Claude vs. ChatGPT: Ein kurzer Vergleich

Auch wenn Claude oft als „Gegenspieler“ zu ChatGPT genannt wird, lohnt sich ein differenzierter Blick. Beide Systeme verfolgen unterschiedliche Ziele, was sich sowohl technisch als auch im Alltagseinsatz zeigt:

Natürlich hängt die Wahl des richtigen Systems letztlich vom Anwendungsfall ab. Doch für Entscheider oder Entwickler in einem professionellen Umfeld lohnt es sich, Claude zumindest in die Evaluation aufzunehmen, gerade wenn ethische Richtlinien, Datenschutz oder Revisionssicherheit eine Rolle spielen.

Claude in der Integration: APIs und Tools

Claude lässt sich über die Anthropic API in bestehende Systeme einbinden. Einige Plattformen – darunter Slack und Notion – haben bereits Pilotprojekte mit Claude gestartet oder planen entsprechende Integrationen.

Technisch setzt Claude auf ein REST-API-Modell mit hoher Stabilität und klar dokumentierter Funktionsweise. Das erleichtert die Integration in bestehende Toolsets oder Plattformen. Wenn Sie etwa im Bereich E‑Commerce oder CRM unterwegs sind, können Sie Claude nutzen, um Prozesse wie Kundenkommunikation oder Datenklassifikation automatisiert zu unterstützen.

An dieser Stelle lohnt sich ein Hinweis: Auch das Techwerk-Team beschäftigt sich intensiv mit der Integration fortschrittlicher KI-Tools in individuelle Business-Setups. Claude ist dabei ein Baustein von vielen, wird aber zunehmend relevanter.

Worauf Sie bei der Nutzung achten sollten

Bevor Sie Claude produktiv einsetzen, empfiehlt sich ein genauer Blick auf die Lizenzierung, die API-Konditionen und mögliche Datenschutzfragen. Zwar arbeitet Anthropic eng mit Regulierungsbehörden zusammen und positioniert sich transparent, doch gerade im europäischen Raum gelten strengere Maßstäbe.

Auch die Schulung Ihrer Mitarbeiter spielt eine wichtige Rolle. Claude mag einfacher zu kontrollieren sein als andere KI-Systeme, aber auch hier ist ein solides Prompting-Verständnis gefragt. In vielen Fällen lohnt sich ein begleitendes Change-Management – gerade wenn bestehende Arbeitsprozesse automatisiert oder ergänzt werden sollen.

Wenn Sie Claude als strategisches Tool einsetzen möchten, lohnt sich eine Pilotphase mit ausgewählten Aufgabenbereichen. So erkennen Sie schnell, ob die Arbeitsweise des Modells zu Ihrem Workflow passt und ob Claude Ihre Anforderungen in puncto Sicherheit, Datenqualität und Verständlichkeit erfüllt.